mittwoch, 14. august
Heute war ich wieder mit Locherrammen beschäftigt. Geht bei
hartem Boden und erforderten Tiefen von 70cm ganz schön in die Arme und den
Hunger. Leider sind die Portionen im Projekt doch eher zu klein weswegen ich
abends, zuhause angekommen mir erst einmal den Bauch voll schlage.
donnerstag, 15. august
Wie jeden Donnerstag waren heute wieder die Kinder dran. Die
deutschen Kinderlieder krakelten sie mittlerweile recht textsicher. Sie waren
so beschäftigt zu singen, dass sie sogar vergaßen sich während der Fahrt zu
prügeln. Einer unserer Besucher aus Peru war heute mitgekommen um sich meine
Arbeit einmal genauer anzuschauen. In seinem Projekt in Peru arbeitet er auch
mit Kindern und stand mir die erste Stunde auch tatkräftig zu Seite. Irgendwann
gab er auf, die Kinder ständig zu ermahnen, sie wieder einzufangen und auf
ihren Platz zu setzen, und ihre Raufereien zu schlichten. Es war einfach
unmöglich sie ruhig zu stellen. Später teilte er mir mit, dass er dachte seine
Projektkinder seien frech und etwas ungezogen. Dass aber selbst die Kleinsten
schon machten was sie wollen und Autoritäten für sie nur zum Verpetzen der
Anderen da sind, war ihm neu. Willkommen bei Suma Qamaña dachte ich mir. Zu
Mittagszeit ging er nachhause und ich beschäftigte mich als die Kinder gegangen
waren mit der Verbesserung des Hühnerstalls.
freitag, 16. august
Wie es gestern aufgehört hatte, so ging es heute weiter.
Zickezacke Hühnerkacke. Ich wagte mich in das kleine Hühnerhaus und begann den
gesamten Boden heraus zu hacken. Kein leichtes Unterfangen wenn man schon
kniend am Dachfirst anstößt. Die ausgefallenen Federn stoben, der Staub des
Hühnerstalls und ein unangenehmer Geruch drangen mir in die Nase. Nach 3
Stunden war der gesamte Schmodder endlich draußen, die unterste Schicht hatte
ja immerhin schon 4 Jahre darauf warten müssen, wieder an die frische Luft zu
gelangen. Es war schon kurz vor Feierabend als ich mich wieder aus dem Häuschen
wagte. Schnell ging es ans Bodenzementieren, so dass der Belag übers Wochenende
trocknen konnte. Wie die gesamten letzten Arbeitswochen machte ich Überstunden.
Als ich zuhause ankam war ich vom Arbeitstag geschafft und schlief gleich ein.
Unser Besuch samt meinem Mitbewohner hatte sich nach Cusco aufgemacht. Endlich
ein paar Tage Ruhe, wie ich mir dachte.
samstag, 17. august
Ich hatte weder getrunken noch sonst etwas zu mir genommen.
Dennoch hatte ich nicht mal Kraft die Bettdecke zurück zu schlagen. Ich war so
geschwächt, dass ich den gesamten Tag durchschlief. Ich fühlte mich fiebrig und
hatte komische Träume. Wenn ich mal wach war, war ich zu absolut überhaupt
nichts zu gebrauchen. Abends schaute meine Gastcousine, die Ärztin ist für
kurze Zeit vorbei. Sie überprüfte mich und meinte mit Sicht auf die Symptome,
ob ich mit Hühnern zu tun habe. Es könnte wahrscheinlich eine Hühnergrippe
sein. Ich hätte die letzten Tage wohl lieber mit Mundschutz arbeiten sollen,
dachte ich mir. Dann war ich schon wieder zu geschwächt, und schlief weiter.
sonntag, 18. august
Ich befand mich seit mehr als 30h im Bett und konnte mich
noch immer kaum bewegen. Irgendetwas hatte mich übel erwischt. Das ganze Liegen
tat mittlerweile schon weh, ich hatte mich buchstäblich wund gelegen. Mittags
versuchte ich mit der Familie zum Essen zu gehen, was für kurze Zeit auch gut
ging. Kaum zuhause angekommen, hatte ich keine andere Möglichkeit als mich
erneut hinzulegen. Körperlich und geistig war totale Sense.
montag, 19. august
Mir ging es nach dem Aufwachen schon erheblich besser als
die Tage zuvor. Die Medikamente hatten ihre Wirkung gezeigt. Dennoch fühlte ich
mich noch lange nicht fit um zur Arbeit zu gehen. Die Kraftlosigkeit des
Wochenendes war in eine große Lustlosigkeit umgeschlagen. So verbrachte ich
einen weiteren Tag im Bett.
dienstag, 20. august
Die Lust- und Antriebslosigkeit hielt an. Hunger hatte ich
auch keinen, was auch ganz gut war, da mir wieder eine „dieta blanca“
verschrieben worden war: trockener Reis und Kartoffeln, möglicherweise eine
ungewürzte, fade Suppe, dazu Trockengebäck. Kein Essen, dass einen wieder zu
Kräften bringen würde.
Ich war mittlerweile wieder einigermaßen bei Kräften und
konnte wieder hin und her laufen. Die Hühnergrippe hatte ich mit gewaltigem
Gewichtsverlust einigermaßen überstanden, dabei dachte ich, die wäre schon
längst aus der Mode. Aber in Bolivien sind wohl sogar die Krankheiten
hinterher. Anderseits hatten die Viren wahrscheinlich in den mumifizierten
Hühnerhäufchen überlebt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen