mittwoch, 24. juli – dienstag, 30. juli
Die Woche konnte schon dem Alltag zugeschrieben werden.
Donnerstags morgens kamen die Kinder aus Obrajes und nachmittags die Kinder aus
Achocalla, mit denen wir auf der Rutsche Kegeln spielten. Also nicht mit Kindern
sondern mit Kegel und Ball. Freitags gab es kleine Ausbesserungsarbeiten zu
tätigen. Ich hoffte, das Wochenende normal verbringen zu können. Ohne Reisen,
ohne Umzug, ohne Hausarbeit und ohne Durchfall. Zum Glück hatte ich Glück und
meine Wünsche wurden wahr. Am Samstag fand der Kostüm- und Tanzumzug der
Universitäten statt. Das ganze Jahr hatten alle Fachschaften aller
Universitäten traditionelle Tänze einstudiert um diese samt Trachten bei der
„Entrada Universitaria“ vorzuführen. Die gesamte Hauptstraße war seit den
Morgenstunden gesperrt und mit Verkaufständen, vor allem für Bier gesäumt. Um
einen Blick auf das bunte Treiben der Tänzerinnen und Tänzer zu werfen, musste
man erhöhte Stellmöglichkeiten finden. Planen und übermäßige Tribünen
versperrten teilweise die Sicht. Die Vorführung begann bereits morgens um neun,
die Stimmung jedoch erst als es dunkel wurde. Die Tänze und Kostüme waren
umwerfend schön und demonstrierten die ganze Vielfalt Boliviens. Man hatte
viele Stunden Training in Choreografien und Abläufe gesteckt und dieser Ehrgeiz
zahlte sich jetzt aus. Anders als sonstige Umzüge, bei denen es darum ging
seinen alkoholisierten Körper ohne größere Verluste ins Ziel zu retten, wurde
hier Kultur geboten. Da Studenten meist jüngere Leute sind, verfolgten die
Tänze ein ganz anderes Tempo. Es tanzten jedoch nicht nur Studentengruppen,
sondern auch ehemalige Studenten, oder eigentlich jeder, der eine Gruppe angemeldet
hatte. Nachdem wir uns ein wenig die
morgendlichen Tänze angeschaut hatten, entschieden wir abends noch einmal
vorbei zu schauen. Mit ein paar anderen Freiwilligen trafen wir uns zum
Stimmung anheitern. Der abendliche Reigen durch die Straßen schien auch auf
Grunde des größeren Alkoholpegels der Tänzerinnen und Tänzer nicht mehr ganz so
koordiniert. Eine Gruppe entdeckte die Gringos am Straßenrand und lud sie ein,
sie ein wenig zu begleiten. So waren wir plötzlich mittendrin und bekamen
allerlei Kopfbedeckungen und Flöten in die Hand gedrückt. Auch das ein oder
andere Getränk war dabei. Die Stimmung war prächtig und ausgelassen. Die darauf
folgende Gruppe lud uns abermals ein, den Weg gemeinsam zurück zulegen und so
waren wir endgültig Teil des Zuges. Am Straßenrand riefen uns begeisterte Damen
zu und winkten uns zu sich her. Ich gab auf zu zählen auf wie vielen
Erinnerungsfotos wir letztlich Modell gestanden hatten. Wir tanzten, sangen mit
und hatten Spaß. Es war wohl einer der besten Abende in Bolivien bis jetzt. An
einem Punkt traf ich meinen Exgastvater der mich halb lallend zum Mittagessen
einlud. Er solle mich morgen anrufen, wenn es sicher wäre. Der Anruf blieb aus,
worüber ich nicht unglücklich war.
Sonntags bis dienstags passierte nichts weiter
nennenswertes, weswegen der aktuelle Wochenbericht schon jetzt endet.
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