mittwoch, 15. mai
Um drei Uhr morgens wachte ich in unbequemer Sitzposition
wieder auf. Wir standen erneut. Leute drängelten sich am Ausgang. Nicht schon
wieder, dachte ich mir. Aber zu meiner Verwunderung waren wir bereits in La Paz
angekommen. Nur in einem völlig anderen Viertel. Der Busfahrer war wohl etwas
schneller gefahren und machte nun auch beim aussteigen Druck. Wir suchten
hastig unser Zeug zusammen und stellten es auf die Straße. Fehlte etwas? Der
Geldbeutel meines Freundes war nicht mehr da. Wahrscheinlich war er aus der
lockeren Hosentasche gefallen. Nun war er unauffindbar. Wir suchten überall.
Hektik. Wir mussten raus, der Bus warf die Motoren an. Dann erfuhren wir, dass
wir doch noch am Busterminal halten würden. Schnell holten wir das Gepäck
wieder in den Bus und suchten weiter. Unsere bolivianischen Mitreisenden
wollten beim Suchen nicht helfen, selbst aufzustehen, um unter ihren Sitzen
nachschauen zu können, war ihnen schon lästig.
Unter Hochdruck suchten wir weiter, der Geldbeutel war wohl
einfach verschwunden. Jetzt waren wir wirklich angekommen und mussten endgültig
aussteigen. Auch die letzten suchenden Blicke konnten ihn nicht ausmachen. Wir
gaben auf. Eine andere Touristin vermisste ihr TabletPC, welches sich ebenfalls
während der Fahrt in Luft aufgelöst hatte. Das hatte ich hier noch nie erlebt.
Die Antigringostimmung war stark umgeschlagen, wir waren sogar beklaut worden.
Eine Person hatte wohl die Gunst der Stunde genutzt und freute sich nun der
neuen Güter, die man wohl nächsten Donnerstag in El Alto auf dem Markt erwerben
konnte, Urlaubsbilder inklusive. Sonst hatte ich alle Bolivianer stets als
hilfsbereite und freundliche Menschen erlebt. Wir nahmen ein Taxi zu seiner
Wohnung, wo ich noch zwei Stunden pennte. Ich nahm einen Bus nachhause, wo eine
nette Dame in mir und meinem Riesenrucksack einen Touristen erkannte und mir
hilfreiche Tipps für La Paz gab. Da war sie wieder die mir bekannte
bolivianische Gastfreundlichkeit, die ich schon verloren geglaubt hatte wieder.
Zuhause angekommen duschte ich den Stress und Staub der Fahrt weg und kehrte
zum Zeit absitzen im Büro wieder ins Zentrum zurück.
donnerstag, 16. mai
Die Tage im Urwald hatte ich wohl nichts verpasst und im
Projekt hatte sich wohl auch nichts verändert. Langweiliges Warten stand auf
dem Programm.
freitag, 17. mai
Heute trafen wir uns in El Alto um in einer Schule die
Lehrer für unser Projekt zu gewinnen. Die Lehrer trudelten nacheinander ein,
selbst als der Powerpointvortrag schon weit fortgeschritten war, öffnete sich
immer wieder die Tür und wir verdoppelten uns. Bei einer Fragerunde, bei der
erst wir Fragen stellten und dann die Lehrer selbst, fiel auf, wie ungebildet
in Sachen Natur so mancher Lehrkörper doch war. Nach eineinhalb Stunden war
mein Arbeitstag schon wieder beendet und der andere Freiwillige und ich begaben
uns auf Pflanzensuche für unsere Terrasse. Beim Ausgraben in verlassenen
Grünstreifen wurden wir so einige Male von Passanten begutachtet und ob unserer
Aktivität befragt. Spitzhacke und Handschaufel wurden dann schnell versteckt
und die Aussicht über La Paz genießen wurde als Ausrede gegeben. Danach wurden
wir noch seltsamer betrachtet.
samstag, 18. mai
Vor diesen Tag hatte ich schon seit Wochen Angst. Die
Einladung zum Straßenfest in El Alto mit meinen Arbeitskollegen. Nicht die
etwas gefährlichere Oberstadt oder meine Zusage beim Kostümtanzen waren hierfür
der Grund. Nein, der Alkohol der wie bei jedem Fest in Strömen fließen würde
und zudem ich bei jeder Gelegenheit als einziger Gringo eingeladen würde,
machten mir Sorgen.
Es ging gleich gut los. Um 1030 traf ich mich mit einem
Arbeitskollegen, der mich im Auto zum Fest mitnehmen würde. Seit Auftreten
machte mir nicht gerade Mut, dass der Saufgelage vielleicht doch mit
Mineralwasser abgehalten werden würde. Aus der Arbeit kannte ich ihn im Anzug
und stets gut gekämmt und so erkannte ich ihn fast nicht, als er mich etwas
verkatert und unausgeschlafen im Schlabberlook zu seinem Auto winkte. Wie
geht’s? Ganz gut und selbst? Ich bin besoffen… nein Spaß, war seine Antwort. Na
toll. Um zwölf sollten wir oben ankommen um das Kostüm anzupassen und einige
Tanzschritte zu üben. Anstatt direkt aufzubrechen fuhren wir noch zu Besuch bei
seinem Freund vorbei. Dort angekommen wurde ich direkt auf ein Bier eingeladen
und es war noch nicht mal elf. Als wir am Straßenrand vor seinem Haus die erste
Flasche geleert hatten, lud er uns ein einzutreten. Mit weiterem Bier in der
Hand stellte er mir voller Stolz seine Werkstatt vor. Alle Werkbänke waren aus
dem europäischen Ausland nach Südamerika importiert wurden und als sie dort
nicht mehr gebraucht wurden, hatte er sich ihrer angenommen, sie repariert,
ergänzt und wieder einsatzfähig gemacht. Zurzeit stellt er Stromkastentüren aus
Metall her und versucht einigen Lernwilligen Grundkenntnisse in der Mechanik
und im Maschinenbau zu vermitteln. Eine sehr lobenswerte Aufgabe, da ein
bolivianisches Ausbildungssystem komplett fehlt. Bei weiteren Flaschen Bier
redeten wir weiter über Ausbildung und Bolivien im Allgemeinen und meine
Fragen, warum wir um eins noch nicht losgefahren waren, wurden kräftig
ignoriert. Es war sehr nett und gemütlich und auch die Frequenz der Klogänge
nahm zu. Als wir dann zu dritt die zwölfte 0,5l-Flasche geleert hatten war es
bereits zwei Uhr. Ich hatte nicht zu viel erwartet. Noch bevor ich überhaupt in
El Alto angekommen war, hatte ich bereits 2l Bier getankt, die ich Gottseidank
nur in der Blase spürte.
Auf der Fahrt nach oben, wurden wir von jedem noch so alten
Fahrzeug überholt und wegen unserer Schlangenlinien angehupt. Mir war echt
nicht geheuer. Mein Kollege, der mich sicher zum Fest fahren wollte, waren die
paar Gläser Gerstensaft nicht nur in seiner Fahrweise anzumerken. Ich dachte
mir nichts weiter dabei, ich war ja in Bolivien. Der vorzeitige Höhepunkt war
das Anhalten am Straßenrand auf der steilansteigenden Autobahn um sich zu
erleichtern. An der Mautstation hatte man wohl mitbekommen, dass ein nicht ganz
zuzurechnendes Fahrzeug unterwegs war, mein Kollege musste aussteigen und ein
Polizist stieg ein und fuhr das Auto 100m weiter, um am Straßenrand zu halten.
Nach einer halben Stunde und einiger Diskussion hatte mein
Kollege seinen Führerschein wieder. Was wohl in Deutschland bei so offensichtlicher
Trunkenheit passiert wäre? Vielleicht hatte die Polizei auch einfach nur
Mitleid mit dem armen Gringo gehabt, der zusätzlich im Auto saß.
Es war nun drei Uhr, aber anstatt direkt zum Fest zu fahren,
wollte er mir erst noch sein Haus zeigen. Enten, Hühner, mehrere Hunde und ein
grüner Papagei tümmelten sich im Innenhof eines kleinen Wohnhauses. Ich fühlte
mich wie auf einem Miniaturbauernhof. Typische bolivianische Unordnung
herrschte in allen Zimmern, trotzdem war es ein fröhlicher Ort. Stolz erzählte
er mir von seinen Tieren und seinen Kindern, für die er jeden Tag in 2 Jobs
arbeitete, kochte, zur Schule brachte und einen kleinen Getränkeeckladen
betrieb. Ein weiteres normales bolivianisches Alltagsleben, das ich kennen
lernen durfte. Eine weitere Person, die vor lauter Arbeiten kaum schläft, nur
um das wichtigste für seine Familie erwirtschaften zu können.
Um 1630 also nur viereinhalb Stunden später waren wir
tatsächlich am Fest angekommen. Die Verspätung war wohl überhaupt kein Problem
gewesen. Man überreichte mir das Tanzkostüm und die dazupassenden Schuhe, die
mir nicht passten. Obwohl ich fünfmal nach meiner Schuhgröße gefragt worden
war, standen nun ein Paar 41er bereit. Sie fielen größer aus, sagte man mir.
Nicht jammern dachte ich mir, denn bei GNTM hatte ich gelernt, dass man selbst
bei großen Modenschauen in zu engem Schuhwerk über den Catwalk laufen muss. Mein
Catwalk war die hiesige Schotterstraße die zum kargen Haupttanzplatz führte.
Nach einer Flasche Begrüßungsbier zog ich zum Startpunkt los. Um auf
Temperaturen zu kommen, wurde auch hier jedem Tänzer 2 Flaschen Bier in die
Hand gedrückt, die man mit seiner Gruppe teilte. Da aber jedes Gruppenmitglied
diese Flaschen erhalten hatte, kam man am Ende wieder in den Genuss eines
Liters Bier. Natürlich wurde ich von allen beobachtet und ein angetrunkener
Bürger/ oder Stadtviertelmeister schüttelte mir die Hand, Autos, die vorbei
fuhren hupten, lachten und jubelten mir zu. Zusätzlich zum Gruppenbier luden
mich weitere Herrschaften zu einem kleinen Umtrunk ein. Seltsamerweise spürte
ich immer noch nichts vom Alkohol, nur dass das ganze Bier wohl recht
nährhaltig war. Trotz ausgebliebenen Mittagsessen verspürte ich noch keinen
Hunger.
Es wurde kälter, zum Glück hatte ich mich warm eingepackt
und der Alkohol half wohl zusätzlich beim Wärmen.
In einem traditionell denkenden und spärlichen Stadtteil war
ich also Teil eines faschingsähnlichen Gruppentanzzuges. Die Prozession ging
los. Der Blaskapelle und ihren Tönen hörte man den Bierkonsum deutlich an. Am
Ende meiner Gruppe versuchte ich schnell die schwerfälligen Tanzschritte der
Morenada nachzuahmen.
Die Morenanda ist ein beliebter bolivianischer
Festivitätentanz. Man streitet sich zwar über ihre Ursprünge, ist sich aber
einig, dass sie eine Mischung aus indigenen Tänzen und afro-bolivianischen
Elementen ist. Es scheint als würden in ihr die schwerfälligen Bewegungen der
ausgelaugten schwarzen Minenarbeiter nachgeahmt werden und ist somit eher
Klagelied als Freudentanz. Wie wichtig meinen Mittänzern die ursprüngliche
Bedeutung des Tanzes ist, ist mir nicht bekannt.
Alle 20min gab es eine Pause in der weiteres Bier getrunken
wurde und es die Möglichkeit gab, Fotos zu machen. Komischerweise war ich nicht
unentdeckt geblieben und ich kam mir tatsächlich wie auf dem Catwalk vor. Von
allen Seiten kamen Personen und schossen Fotos von mir. In den Pausen musste
ich rund hundertmal mit meist weiblichen Fotopartnern in eine Kamera grinsen. Der
Fotograf, der die Bilder direkt ausdruckte und verkaufte, machte wohl ein gutes
Geschäft und ich hätte ihn fast um eine Gewinnteilhabe gebeten. Nach jedem Foto
wurde auf das Foto angestoßen.
Zum Glück gibt es beim Biertrinken zwei bolivianische
Rituale, die den Konsum einschränken können ohne unhöflich zu sein. Statt wie
in Deutschland waagrecht einzuschenken um einer übermäßigen Schaumentwicklung
entgegen zu wirken, tut man hier genau das Gegenteil. Beim traditionellen
Senkrechteinschenken entsteht viel Schaum. Je mehr Schaum der Becher enthält,
desto mehr Glück wird man im Leben haben. Aller Schaum, der über dem Becherrand
steht wird mit der Hand abgeschöpft und in die Hosentasche gesteckt. Der Glaube
besagt, dass der mit der höchsten Schaumkrone sein Geld am Besten wird
vermehren können.
Der zweite Brauch ist die Gabe an Pachamama – Mutter Erde.
Die Ayamaras sehen sich als Nachkommen der heiligen Mutter Erde – Pachamama, in
der sie nach dem Tod zurückkehren. Um ihr und all ihren Ahnen Respekt zu
erweisen und eine Freude zu tun, werden ihr immer wieder Opfergaben zu Teil.
Bei Festivitäten gilt der erste und der letzte Schluck immer Mutter Erde. Man
ist sich bewusst, woher man kommt und lässt Pachamama auch gerne an den
überirdenen Freuden Teil haben.
Gerade in El Alto, wo ich mich in einer traditionell
denkenden Gesellschaft befand, wird diesen alten Bräuchen noch viel Beachtung
geschenkt. Doch selbst bei meiner Gastfamilie kann man diese Bräuche, zu denen
weit mehr als Bierrituale gehören, immer noch beobachten.
Ich schenkte also mit der Zeit großzügig Glücksschaum aus
und zeigte mich Pachamama sehr gütig. Mein Überleben war gesichert. Es wurde
langsam weiter gezogen. Um unterwegs nicht zu verdursten wurden kleine Gläschen
mit leuchtend gefärbtem Alkohol gereicht. Es war mittlerweile dunkel und noch
kälter geworden. Der Einmarsch auf den Hauptplatz stand bevor. Ich sollte als
Erster und Aushängeschild der Gruppe einlaufen, nett winken, gute Miene machen
und das ganze ohne Maske. So konnte auch jeder sehen, dass dieser große Gringo,
ein Freund der Gruppe war. So gab ich mir Mühe alles umzusetzen. Die Zuschauer
starrten mich ungläubig an, aber das war mir egal. Nach ein paar Minuten
Tanzeinlage vor schräger Musik war mein Auftritt vorbei. Die Festivitäten für
heute auch, was mich wunderte. Vielleicht war es einfach zu kalt geworden.
Ich fuhr mit meinen Kollegen zu dessen Wohnung, wo wir uns
bei Tee [zum Glück ohne Schuss] mit seiner Frau und Kindern über Bolivien und
Deutschland unterhielten. Anschließend fuhr ich mit den öffentlichen
Transportmitteln eineinhalb Stunden in den allen Belangen entgegengesetzten
Stadtteil, wo ich wohne. Gegen 1130 war ich wieder zuhause, aß erstmals an
diesem Tag etwas und legte mich dann schlafen. Zwar war ich nicht besoffen
geworden, so wie ich das befürchtet hatte, aber Bier hatte ich für die nächsten
Wochen genug gesehen. Beim Hinlegen spürte ich die über den Tag getankten
Getränke. Etwas über 6 effektiv getrunkene Liter hatte ich gezählt, dazu kamen
ein paar Schnäpse und ca. ein Liter für Pachamama. Gute Nacht.
sonntag, 19. mai
Heute schlief ich aus. Aus dem Besuch bei der großen
Tanzveranstaltung in La Paz, auf dem auch meine Gastgeschwister tanzen würden,
wurde leider nichts. Da meine Gastmutter und –oma aus mangelnden
Parkmöglichkeiten und einsetzenden Regenschauern keine Chance sahen, dort einen
schönen Nachmittag zu verbringen.
montag, 20. mai
In der Arbeit hieß es wieder Smalltalken und Zeit absitzen.
Nachmittags ging es nachhause und als ich dachte der Tag sei schon vorbei,
wurde ich in einen Loriotsketch versetzt.
Niklas, komm doch mal runter hieß es um 2000. Auf dem fast
unbenutzten Sofa saßen schön aufgereiht mein Gastvater, -mutter und –bruder.
Alle hatten die Haare schön und waren relativ gekleidet. Ich hatte schon mein
abendliches Sportoutfit an und kam mir Fehl am Platz vor.
Es begann die beste Staubsaugervorführshow die ich bis jetzt
erleben durfte. Zwei junge Studenten stellten mit auswendig gelernten Text und
charmanten, schleimigen Auftreten den RAINBOW 2000 vor. Kein Staubsauger, nein
ein Gesundheits- und Allzweckblaswunder wurde uns angeboten, der mit dem
richtigen Aufsatz perfekt beim Haaretrocknen helfen würde. Es saugt und bläst
der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur Blasen kann. Zwischenzeitlich konnte ich
mich vor lauter Ähnlichkeit zum berühmten Loriotsketch kaum auf dem Sofa
halten. Die komödiantische Vorführung konnte von den anderen natürlich nicht
verstanden werden, weshalb ich so manchen komischen Blick erntete. Nachdem
jeder einmal Probe gesaugt hatte, aufgesetztes Lachen wegen eines
Verläuferwitzes ertönt war, die Schädlichkeit aller Milben und toxischer Pilze,
die sich überall im Haus eingenistet hatten, bis zum Erbrechen wiederholt
worden waren und über die sagenhafte Saugfähigkeit gestaunt worden war, kam es
zum Verkaufsgespräch. Erst wurde vorgerechnet, dass in der 40jährigen
Lebensspanne, der neuen Wundermaschine, die beim Saugen angenehme Düfte nach
Wunsch versprühte, US$300.000 eingespart würden. Dann wurden schmeichelnde
Komplimente an das schöne Haus und dessen Eigentümer verteilt. Endlich wurde
der Preis des RAINBOW 2000 genannt.
US$ 2400 für
einen RAINBOW 2000
Für einen Staubsauger? Die Vorführung war zwar beeindruckend
gewesen, aber en serio? Viele 7köpfige bolivianische Familien müssen mit
weniger Budget für ein ganzes Jahr auskommen… Allein die Frechheit ein solches
Produkt in diesem Land anzubieten schockte mich. Wie ich schon häufig gemerkt
hatte, scheint es hier Leute zu geben, die bereit sind dies auszugeben. Ich war
schockiert. Auch meiner Gastfamilie war das Konsumgrinsen aus dem Gesicht verschwunden.
Sie hatten sich schon fröhlich saugend durch ein absolut sauberes und
keimfreies Haus schweben sehen. Der Preis war selbst ihnen zu viel. Die vorher
so freundlichen Vorzeigeschwiegersöhne waren auf einmal gar nicht mehr
freundlich. Das müsse man sich doch leisten können, die Gesundheit der Familie
sei schließlich unbezahlbar, appellierten sie an den Stolz meines Gastvaters.
In seinem Kopf ratterte es. Eine Dreistheit so ein Produkt zu verkaufen.
Ratenzahlung gehe nicht, aber wer hätte das auch nötig. Gerade dieses
Selbstbewusstsein etwas Besseres zu sein, für die Geld keine Rolle spielt,
wurde gezielt angegriffen. Ekelhaft. Natürlich hatten die beiden Studis
Provisions- und Verkaufsdruck, doch man hat immer eine Wahl für welche Firma
man arbeitet, zumal beide nicht auf dieses Geld angewiesen wären. Ich war
angewidert aber dennoch gespannt, wie das lange Hin- und Her über Preise und
Bonusgaben wohl enden würden, weshalb ich noch auf dem Sofa sitzen blieb.
Letztendlich einigte man sich auf eine Galgenfrist bis morgen Mittag, in der
geklärt werden sollte, wie man die Ratenzahlung hinbekommen könne. Um 1130
hatte der Spuk sein Ende und ich hatte ein neues Erlebnis der
Oberschichtenprobleme, oder zumindest der Gerne-dazu-gehören-woller im ärmsten
Land Südamerikas erlebt.
dienstag, 21. mai
Ein langweiliger Tag, an dem ich zum wiederholten Male im
AFS-Büro gewesen war. Der Projektwechsel schien anscheinend voran getrieben
worden, in spätestens einer Woche sollte ich wechseln können. Aber das war mir
schon vor 4 Wochen mitgeteilt worden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen