mittwoch, 3. juli
Nach dem gestrigen Chaos mit den Kindern, beredeten wir
heute, wie wir in Zukunft ein erneutes Waterloo vermeiden wollten. Gemeinsam
mit der Direktorin überlegten wir uns einige Ideen. Die Runde verlief sehr
positiv wie alle Planungsgespräche, die ich bis jetzt in Bolivien miterleben
durfte. Ob bei der Arbeit, im Fußball oder etwas mit Freunden unternehmen, im
Ideenansatz lagen alle nahe an der Perfektion, doch an der Ausführung hatte bis
jetzt immer gemangelt. Hoffen wir diesmal auf das Beste. Nachmittags war ich
damit beschäftigt mit dem Pickel einen Platz für das Tierfutterstroh in die
Erde zu hacken.
donnerstag, 4. juli
Vor zwei Wochen war die Gründerin und Präsidentin Silvia der
Stiftung und des Projekts aus Buenos Aires eingetroffen. Sie wollte sich in den
nächsten Wochen einen Überblick über Suma Qamaña schaffen, um dann mit neuen
Ideen dem Projekt einen Anschub zu verpassen. Boliviens Regierung beschloss vor
einigen Wochen den Fokus des Lehrplans zu ändern. In Zukunft sollte die Natur mit
all ihren Themen im Mittelpunkt stehen und außerdem eine Verbindung zwischen
den Fächern hergestellt werden. Als ausgebildete Pädagogin, die seit Jahren in
diesem Lehrbereich forscht und Bücher veröffentlicht, möchte sie Lehrern in
Seminaren auf unserem Gelände ihre Erkenntnisse mit auf den Weg geben und
helfen den Sinn hinter den neuen Lehrmethoden vermitteln. Heute sollte der
Anfang dieses Projekts stattfinden, bei dem Suma Qamaña beiläufig zu einer
Einnahmequelle verholfen, als auch dessen Bekanntheit gesteigert werden sollte.
Um zu sehen, ob diese Idee umsetzbar wäre, begannen wir
heute mit allen Schuldirektoren aus Achocalla, dem Distrikt in welchem sich
Suma Qamaña befindet. Auch für die andere Freiwillige und mich könnte es sehr
lehrreich sein, Tipps zum Umgang mit Kindern und Lehrmöglichkeiten zu erhalten.
Bis jetzt mussten wir uns wohl eher auf Gefühl und Improvisation bei der Arbeit
mit den Kindern verlassen, was häufiger noch mehr Probleme produzierte anstatt
sie zu lösen.
Die Direktoren sollten heute in die Rolle von Kindern
schlüpfen, um so die Wirkung der neuen Methoden zu erleben. Bevor es losgehen
konnte, mussten wir jedoch noch vor deren Ankunft alles Mögliche vorbereiten. Das
hieß Arbeitsblätter kopieren, sortieren und zusammen tackern, einen
Präsentationsraum herrichten und Stühle schleppen, ... Warum man dies nicht
schon die letzten Tagen, statt im letzten Stress vorbereiten konnte, war die bolivianische
Frage.
Die Direktoren sangen, lernten in einer Präsentation und
einer Art Schnitzeljagd das Projekt kennen und wurden beim Kochen mit
hauseigenen Zutaten eingebunden. Sie waren sehr interessiert, diskutierten
angeregt über die spielerischen Methoden und waren am Ende so begeistert, dass
sie uns ankündigten bald mit ihrem gesamten Kollegium bei uns einzutreffen.
Der Tag war also ein voller Erfolg. Ich war die ganze Zeit
als Fotograf und Assistent beschäftigt und half bei Fragen über Tiere und
Pflanzen mit Erklärungen.
Eigentlich hatte meine Gastfamilie, schon seit Monaten
geplant gemeinsam dienstag in die Salzwüste Salar Uyuni fahren, doch das
Projekt hatte sein Veto eingelegt. Der heutige Donnerstag sei eines der
wichtigsten Events des Jahres, das ich auf keinen Fall verpassen konnte. Meine
Tätigkeit und Lehrerfahrung des Tages lag jedoch gegen null.
So brachen wir nach komplizierter Umplanung erst heute Abend
auf. Obwohl das Busterminal nur 5 Minuten Fußweg von zuhause weg liegt,
schafften wir es, den Bus zu verpassen, der glücklicherweise für uns noch
einmal umkehrte.
Meine Arbeitswoche, der Stress des Umzugs der Vorwoche und
der daraus resultierende Schlafmangel hatten mich so müde gemacht, dass ich im
Bus sofort einschlief.
freitag, 5. juli
Anscheinend war ich der Einzige der auf der
Horrorholperstrecke nach Uyuni geschlafen hatte. Der Rest der Familie hatte es
anhand ihrer Augen und Klagen wohl nicht. Ich musste wohl sehr müde gewesen
sein, da ich sonst der letzte bin der in Bussen schlafen kann, erst Recht auf
Boliviens Schotterpisten. Kaum aus dem Bus ausgestiegen, wurden wir schon wild
von Verkäuferinnen belagert, die der Hoffnung waren uns noch eine Tour an
drehen zu können. Wir waren jedoch schon versorgt und wurden sogleich von
unserem Guide abgeholt. Nach einem kleinen Frühstück und Gang durch den Ort
Uyuni, der ohne Zweifel als Schauplatz für einen Western hätte dienen können.
Staubige, leere Straßen, spärlich wachsende Bäume, Häuser deren Putz kaum noch
bröckeln konnte, ab und an Personen, die mit ins Gesicht gezogenen Hut im
Hauseingang hockten. Dazu fegte ein Wind, der durch die Gassen fegte, der den
Straßenhunden die Hängeohren nach oben blies. Dann begann die dreitägige Tour
durch die Salzwüste und ihre surrealen Landschaften.
samstag, 6. juli
sonntag 7. juli
Bevor in den Bus nach La Paz stiegen gingen wir noch zu Abend
essen. Gar nicht so leicht, wenn die Bedienung eines Restaurants nur Aymara und
kein Spanisch weder rechnen kann und man Sonderwünsche stellt. Meine
Gastschwestern erteilten mir anschließend eine Lehrstunde wie Frauen ihre
Notdurft in der Straße verrichten. Eine bolivianische Spezialität.
montag, 8. juli
Diesmal kam ich im Bus nicht zum Schlafen. Nach gefühlten 50
Stunden im Auto in den letzten drei Tagen war ich doppelt glücklich endlich
aussteigen zu dürfen. Die Arbeit musste ich auch ruhen lassen, weil ich ruhen
musste.
dienstag, 9. juli
Irgendwie hatte ich mich bei Gastbruder und Mutter
angesteckt und lag flach.
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